Filmstill zu "Mein lieber Robinson"

DEFA-Chronik für das Jahr 1952

 

Januar 1952

2. Januar

Im Berliner Filmtheater Babylon wird im Beisein von Ministerpräsident Otto Grotewohl, Volkskammerpräsident Johannes Dieckmann der abendfüllende Dokumentarfilm WILHELM PIECK - DAS LEBEN UNSERES PRÄSIDENTEN (R: Andrew Thorndicke) uraufgeführt. Der Personenkult nimmt immer größere Ausmaße an.
(DEFA 1946-1964 Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme FILMOGRAFIE, Henschel Verlag Berlin 1969, S. 28; Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 66)

10. Januar

Erste Festwoche des deutschen Films in der Sowjetunion. Präsentiert werden die DEFA-Spielfilme ZUGVERKEHR UNREGELMÄSSIG (R: Erich Freund), DIE LETZTE HEUER (R: Ernst W. Fiedler), UNSER TÄGLICH BROT (R: Slatan Dudow), ROTATION und DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (beide R: Wolfgang Staudte) sowie DIE BUNTKARIERTEN (R: Kurt Maetzig) und Dokumentarfilme.
(Neue Film-Welt, 2/1952, S. 1 und 3/1952, S. 10-11; DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 3, S. 33-34)

Februar 1952

Filmplakat zu "Das verurteilte Dorf"

DAS VERURTEILTE DORF

(R: Martin Hellberg, 1951)

15. Februar

Premiere des propagandistisch aufgeladenen DEFA-Spielfilms DAS VERURTEILTE DORF (R: Martin Hellberg) nach einem Drehbuch von Jeanne und Kurt Stern über die Remilitarisierung in der Bundesrepublik.
(DEFA-Pressedienst, 1/1952, S. 2-11, 11/1951, S. 2; Neue Film-Welt, 11/1951, S. 2, 2/1952, S. 6, 3/1952, S. 1-2; DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 60; DEFA-Spielfilme 1946-1964, Filmografie, Hrsg.: Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 35; Ralf Schenk: DEFA 1946-1992. 100 Jahre Studio Babelsberg. Filmmuseum Potsdam 2012, S. 131)

März 1952

27. März

Gerda Kohlmey, Filmreferentin in der Kulturabteilung des ZK der SED und Leiterin der ersten Filmdelegation in die Sowjetunion im November 1951, kritisiert im ND heftig die DEFA. Unter der Überschrift „Schläft der künstlerische Beirat der DEFA? - Kritik an den Arbeitsmethoden der DEFA“ stellt sie – neben der Würdigung guter Filme – unter anderem die Fragen: „Inwieweit trifft den künstlerischen Beirat die Verantwortung für das Entstehen schwacher und schwächster Filme? Finden offene kritische Aussprachen statt? Haben sie die Arbeitsmethoden sowjetischer Filmschaffender studiert? Beschäftigt sich der Künstlerische Rat mit Kunstfragen, mit Geschichte des Films, mit dem Leben der Werktätigen in der DDR? Überprüfen die Schriftsteller und Regisseure ihre oft individualistische Arbeitsweise?“
(ND, Berlin, vom 27. März 1952, S. 4; Neue Film-Welt 01/1952 S. 2f)

April 1952

30. April

FREUNDSCHAFT SIEGT, der erste Film von Jovis Ivens bei der DEFA (gemeinsam mit Iwan Pyrew), ein Film über die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten im Jahr 1951, kommt in die Kinos. In den nächsten anderthalb Jahren sehen ihn knapp zwei Millionen Menschen. Auch wenn organisierte Veranstaltungen die Mehrzahl der Einsätze ausmacht, ist es doch ein Novum, für einen programmtragenden Dokumentarfilms ins Kino zu gehen. Der Film stellt die „lichte Zukunft der Jugend im Sozialismus“ der Kriegstreiberei im Westen gegenüber.
(DEFA 1946-1964 Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme FILMOGRAFIE, Henschel Verlag Berlin 1969, S. 31; Günter Jordan: Unbekannter Ivens. Berlin. DEFA-Stiftung 2018, S. 50ff)

Mai 1952

21.–28. Mai

In Ungarn findet die erste deutsche Filmfestwoche statt. Gezeigt werden DAS VERURTEILTE DORF (R: Martin Hellberg), CORINNA SCHMIDT (R: Artur Pohl), KARRIERE IN PARIS (R: Georg C. Klaren), MODELL BIANKA (R: Richard Groschopp), DIE MEERE RUFEN (R: Eduard Kubat), DIE LETZTE HEUER (R: Ernst W. Fiedler), UNSER TÄGLICH BROT (R: Slatan Dudow) und DIE BUNTKARIERTEN (R: Kurt Maetzig) sowie die Dokumentarfilme: SPORT DER MILLIONEN (R: Bruno Kleeberg) und HELGOLAND DEM FRIEDEN (R: Peter Peer).
(Neue Film-Welt, 7/1952, S. 26)

22.–25. Mai

III. Deutscher Schriftstellerkongress in Berlin. Der 1950 gegründete Deutsche Schriftstellerverband im Kulturbund wird eine selbständige Organisation. Anna Seghers wird wieder zur Präsidentin des Verbandes gewählt.
(Bibliographische Kalenderblätter, 7/1965, S. 5; Kultur-Politisches Wörterbuch, Berlin, 1978, S. 420)

23. Mai

Der Präsident der DDR, Wilhelm Pieck, verleiht in seinem Amtssitz in Niederschönhausen den Heinrich-Greif-Preis.

  • I. Klasse: Kollektiv des DEFA-Dokumentarfilms FREUNDSCHAFT SIEGT um die Kameramänner Erwin Anders, Werner Bergmann und Götz Neumann, den Regie-Assistenten Herbert Ballmann, Produktionsleiter Alexander Lösche, Aufnahmeleiter Hans-Joachim Funk und Lichtbestimmungsmeister Max Schönebeck.
  • II. Klasse: an die Regisseure Otto Gnieser und Heinz Fischer sowie den Regie-Kameramann Fritz Dick. Otto Gnieser wurde insbesondere für seine Kurzfilme DAS HAUS ZUR ALTEN WEIDE, ZUGVÖGEL AM MÜRITZSEE, FISCHADLER, UNSER WALD (Auftragsproduktion für Ministerium für Volksbildung der DDR) und HECKENLAND gewürdigt; Heinz Fischer für seine Verdienste an der Produktion industriellen Lehrfilme wie MEISTER DES SCHNELLZERSPANENS und GROSSBAUSTELLE RÖNTGENWERK.

(ND vom 24. Mai 1952 S. 1; Neue Film-Welt, 7/1952, S. 1; FWM, 1/1966, S. 306)

Juni 1952

12. Juni

Die DEFA-Spielfilmproduktion steckt in der Krise. Wurden 1949 elf Filme gedreht und 1950 zehn, so sind es 1951 nur noch acht Filme, 1952 sogar nur noch sechs. Sepp Schwab, Direktor der DEFA, sieht in einem großen Artikel im ND unter der Überschrift: „Warum nicht mehr DEFA-Filme?“ das Versagen der Schriftsteller.
(ND vom 12. Juni 1952, S. 4; DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 63; Ralf Schenk: Mitten im Kalten Krieg 1950 bis 1960. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 64)

Filmplakat zu "Frauenschicksale"

FRAUENSCHICKSALE

(R: Slatan Dudow, 1952) Grafiker: Kurt Geffers

13. Juni

Premiere des DEFA-Spielfilms FRAUENSCHICKSALE (R: Slatan Dudow), der die unterschiedlichen Wege von vier Frauen zur Emanzipation zeigt. FRAUENSCHICKSALE gerät ins Zentrum erbitterter Kontroversen. Die Schauspielerin Steffi Spira, die Dramaturgin Martha Fürmann, der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD) und Hermann Axen fordern, dass der Film typische Schicksale typischer Frauen zeigen müsse. Slatan Dudow und Gerhard Eisler stehen mit ihrer Sichtweise allein, dass das Wesentliche die Entwicklung der Frauen ist.
(Film und Fernsehen, 9/1984, S. 35; DEFA-Pressedienst, 3/1952, S. 30-39; Neue Film-Welt, 1/1952, S. 6-7, 4/1952, S. 2-4, 7/1952, S. 18; ND vom 19. September 1952, S. 4, 21. November 1952, S. 4, 29. August 1954, S. 4; DEFA-Spielfilme 1946-1964, Filmografie, Hrsg.: Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 39; Ralf Schenk: DEFA 1946-1992. 100 Jahre Studio Babelsberg. Filmmuseum Potsdam, 2012, S. 131; Ralf Schenk: Mitten im Kalten Krieg 1950 bis 1960. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 74ff)

Juli 1952

2. Juli

Unter dem Dach des Deutschen Schriftstellerverbandes wird eine Sektion Film gegründet, deren Leitung Kurt Stern, Dr. Karl-Georg Egel, Alexander Graf Stenbock-Fermor und Paul Wiens angehören. Wie die DEFA selbst festgestellt hat, muss dem Mangel an guten Drehbüchern abgeholfen werden.
(ND vom 13. August 1952, S. 6)

22. Juli

Das Politbüro der SED beschäftigt sich aufgrund der tiefen Krise der DEFA-Spielfilmproduktion mit der Frage, wie bessere Drehbücher entstehen können. Die im Sinne der Doktrin gegen den „Formalismus“ vorgenommenen Aktualisierungen von Klassikern wie beispielsweise Fontane werden nun in der Resolution des Politbüros mit dem Titel „Für den Aufschwung der fortschrittlichen deutschen Filmkunst“ kritisiert. Das Politbüro warnt vor „Tendenzen einer Vulgarisierung des Marxismus in Bezug auf die Bearbeitung (..) des deutschen Kulturerbes.“ Für viele Kunstschaffende sind diese kulturpolitischen Schwankungen nicht mehr nachvollziehbar.
(Resolution des Politbüros..., Berlin, 1953, S. 5-14; Neue Film-Welt, 9/1952, S. 5 und 7, 10/1952, S. 3 und 14, 11/1952, S. 27; ND vom 29. Juli 1952, S. 3; BZ vom 29. Juli 1952 S. 4; Ralf Schenk: Mitten im kalten Krieg 1950 bis 1960. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 72)

September 1952

5. September

Falk Harnack, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und ehemaliger künstlerischer Direktor der DEFA und Regisseur von DAS BEIL VON WANDSBEK, wird aus der SED ausgeschlossen. Harnacks Verständnis einer gleichberechtigten Partnerschaft von Künstlern und politischer Leitung ist dem Vorstandsvorsitzenden der DEFA Sepp Schwab ein Dorn im Auge. Jeder künstlerische Einwand gegen Projekte, die Harnack für schlecht hält, werden ihm als Vorbehalte gegen die Parteipolitik ausgelegt. Die Forderung an Harnack ist seine Unterordnung unter die Parteidirektive.

In einer vorbereitenden Mitglieder-Parteiversammlung am 14. August gibt es zwei Lager: ein großes, das für einen sofortigen Ausschluss steht (Sepp Schwab, Reinhard Stier, Hans-Joachim Schoeppe, Günter Klein, Andrew Thorndike u.a.) und ein kleines, das zwar Kritik an Harnack hat, aber gegen den Ausschluss stimmen will (Kurt Maetzig, Michael Tschesno-Hell, Alexander Lösche und Adolf Fischer).

Am 4. September gibt Falk Harnack sein Mitgliedsbuch zurück und tritt aus der SED aus, weil er, der 19 Jahre für die Partei gekämpft und sein Leben eingesetzt hat, sich nicht aus der Partei ausstoßen lassen will. Die Parteileitung verwirft aber Harnacks Austritt und setzt seinen Ausschluss durch. Das Verfahren in der entscheidenden Mitgliederversammlung am 5. September ähnelt den sowjetischen Säuberungstribunalen. Letztlich stimmt die SED-Mitgliederversammlung einstimmig für Harnacks Parteiausschluss, „als Demonstration der Geschlossenheit der SED-Betriebsparteiorganisation der DEFA“.
(Günter Jordan: Der Verrat oder der Fall Falk Harnack, Jahrbuch DEFA-Stiftung 2004, S. 148-173)

16. September

Der Vorstand der DEFA, vertreten durch Sepp Schwab, entlässt infolge der Differenzen den ehemaligen Vorstand Falk Harnack: „Wir dürfen annehmen, daß Sie Ihr Vertragsverhältnis bei der DEFA zu beenden wünschen und sind bereit, Ihrem Wunsch entgegenzukommen. Wir betrachten hiermit Ihre Tätigkeit mit dem 31. August d.J. bei der DEFA für beendet.“
(Günter Jordan: Der Verrat oder der Fall Falk Harnack, Jahrbuch DEFA-Stiftung 2004, S. 148-173)

17. – 18. September

In Berlin findet die 1. Konferenz der Filmschaffenden der DDR des ZK der SED statt. Das Grundsatzreferat hält Hermann Axen „Über die Fragen der fortschrittlichen deutschen Filmkunst“. Es geht weiterhin um die seit einem Jahr diskutierten Fragen, wie Stoffe gefunden werden, die politisch erzieherisch wirken, typische Werktätige darstellen und ökonomisch erfolgreiche Filme versprechen. Das Vorbild wird beim sowjetischen Film und den Filmen der DEFA-Anfangsjahre gesehen. Für neue Wege bei der Stoffsuche und -entwicklung sprechen der Chefdramaturg Hans Robert Bortfeldt sowie die Autoren Ehm Welk, Rudolf Leonhardt und Martha Fürmann.
(Über die Fragen der fortschrittlichen deutschen Filmkunst, Berlin, 1952; Für den Aufschwung der fortschrittlichen deutschen Filmkunst, Berlin, 1953, S. 15-166; Neue Film-Welt, 10/1952, S. 1-3, 4/1953, S.5-7; DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 61-63; Tägliche Rundschau vom 16. September 1952; Sonntag, 39/1952, S. 2; ND vom 12. Juni 1952, 31. Juli 1952, 29. August 1952, S. 4, 19. September 1952, S. 4, 21. September 1952, S. 6)

Oktober 1952

1. Oktober

Der Vorstandsvorsitzende und 1. Direktor der DEFA, Sepp Schwab, scheidet aus der DEFA aus und wird Vorsitzender des neu gegründeten Staatlichen Komitees für Filmwesen.
(Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen , Filmmuseum Potsdam, 2. Überarbeitete Fassung 2013, S. 80)

In Vorbereitung auf die Umwandlung der DEFA-GmbH in einen volkseigenen Betrieb werden aus den einzelnen Produktionsabteilungen selbständige Studios gebildet:

  • DEFA-Studio für Spielfilme, dem ab 1. November 1952 Hans Rodenberg als Hauptdirektor vorsteht.
    (DEFA-Betriebsgeschichte, 1984, Teil 2, S. 68; Filmkurier, 11/1962, S. 18; Film A - Z: Taschenbuch der Künste, Berlin 1984, S. 64)
  • DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme. Als Direktor wird der bisherige Leiter der DEFA-Kurzfilmabteilung Dr. Heino Brandes eingesetzt.
    (Kleine Enzyklopädie, Leipzig, 1966, S. 318-320; Diskussionsblatt DEFA-Studio für populärwiss. Filme, Ausgabe III/1965, S. 1-32; Deutsche Filmkunst, 3/1954, S. 14-20; DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 3, S. 34f)
  • DEFA-Studio für Synchronisation. Betriebsleiter wird Reinhard Stier; Künstlerischer Leiter Ernst Dahle.
    (Deutsche Filmkunst, 1/1954, S. 17-36, 5/1954, S. 34-36; Filmspiegel 23/1967, S. 10-11, 22/1972, S. 9, 23 /1974, S. 20; Neue Film-Welt, 4 /1952, S. 22; Prisma Kino - u. Fernseh-Almanach 14, Berlin, 1984, S. 45 ff.)

6. Oktober

Den Nationalpreis für Kunst und Literatur erhalten 1952:

  • I. Klasse: Kollektiv um DAS VERURTEILTE DORF: Regisseur Martin Hellberg, die Autoren Jeanne und Kurt Stern, Kameramann Karl Plintzner sowie die Schauspieler Eduard von Winterstein und Albert Garbe.
  • III. Klasse: Andrew Thorndike für den Dokumentarfilm WILHELM PIECK - DAS LEBEN UNSERES PRÄSIDENTEN und die Mitarbeit an den Filmen über die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten für den Frieden in Berlin 1951.

25. Oktober

In Bayreuth wollen über 300 Forschende und Kunstschaffende aus beiden deutschen Staaten im Rahmen der Deutschen Kulturtagung 1952 zusammenkommen. Die Tagung wird vom bayerischen Innenminister 1,5 Stunden vor Beginn verboten. Es kommt zu zeitweiligen Festnahmen. Begründet wird das Verbot damit, dass es eine Initiative des Kulturbundes wäre, einer verbotenen kommunistischen Tarnorganisation. Der Anmelder der Tagung, Prof. Dr. Dr. Karl Saller, ein bayerischer Beamter, widersprach vehement.
(Karl Saller: Die Deutsche Kulturtagung in Bayreuth vom 24. bis 26. Oktober 1952 u. Programm zur Behebung des Notstandes auf allen Gebieten des Deutschen Kulturellen Lebens. München, Schwabinger Verlag Langenmaier, 1952; ND vom 25. Oktober 1952, S. 2 und 30. Oktober 1952, S. 3; Mancher lernt’s nie , Die Zeit vom 8. Januar 1953)

November 1952

27. November

Nach der territorialen Neugliederung der DDR in 14 Bezirke werden volkseigene Kreislichtspielbetriebe gebildet, wobei Lichtspieltheater und Landspielstellen unter einer Leitung zusammengefasst werden. Sie sind eigene kulturpolitische, ökonomische und technische Leitungs- und Verwaltungseinrichtungen und unterstehen den Räten der Bezirke.
(Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen , Filmmuseum Potsdam, 2. Überarbeitete Fassung 2013, S. 229f; Neue Film-Welt, 3/1953, S. 2; Deutsche Filmkunst, 10/1956, S. 300-302; Kurt Enz: Die Entwicklung des Filmtheaternetzes..., Manuskript vom 1. Oktober 1978, S. 71 ff.)

Dezember 1952

1. Dezember

Gründung der Produktionsgruppe Kinder- und Jugendfilm im DEFA-Studio für Spielfilme, in der sich in der Anfangszeit insbesondere die Regisseure Herbert Ballmann und Gerhard Klein verdient machen. In einem Artikel für die Zeitschrift „Neue Film-Welt“ skizziert Ballmann das inhaltliche Programm und bezieht dabei „Erlebnisse unserer Jungen Pioniere“ ebenso ein wie „charakteristische Kinderschicksale aus dem unterdrückten und kämpfenden Westen unserer Heimat“ und „große Erlebnisse von Kindern in den patriotischen Befreiungskämpfen, die unser Volk in seiner geschichtlichen Vergangenheit geführt hat“
(Neue Film-Welt, Heft 3/1953; Walter Beck: Mär und mehr, Manuskriptreihe der DEFA-Stiftung, 2019, S. 125)

Filmplakat zu "Blaue Wimpel im Sommerwind"

BLAUE WIMPEL IM SOMMERWIND

(R: Herbert Ballmann, 1952)

12. Dezember

Premiere des DEFA-Dokumentarfilms BLAUE WIMPEL IM SOMMERWIND (R: Herbert Ballmann). Der mit großem Werbeaufwand gestartete Film erzählt von Kinderferienerlebnissen unter der Überschrift „Frohe Ferientage für alle Kinder“. Die Erlebnisse münden in das Pioniertreffen in Dresden und in die Namensgebung „Ernst Thälmann“ an die Pionierorganisation. Trotz der offensichtlichen ideologischen Absicht geht der Film über einen reinen Berichtsfilm hinaus, weil Ballmann einen Erzählstil findet, der die Erlebnisse miterlebbar macht. Über den Film hinaus überdauerte das Lied „Die Heimat hat sich schön gemacht“ (Streubel/Natschinski) Jahrzehnte als eines der beliebtesten Pionierlieder der DDR.
(DEFA-Pressedienst, 12/1952; Neue Film-Welt, 1/1953, S. 18; DEFA 1946-1964 Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme FILMOGRAFIE, Henschel Verlag Berlin 1969, S. 38; Günter Jordan: Die frühen Jahre In: Schwarzweiß und Farbe, DEFA-Dokumentarfilme 1946-92. Filmmuseum Potsdam 1996, S. 43)

Bildung von Amateurfilmstudios in den Betrieben. Erste Dachorganisation ist der Kulturbund, der über die Sektion Natur- und Heimatfreunde bzw. den Fachausschuss die (Einzel-)Amateure durch Fachseminare, Tagungen und Wettbewerbe unterstützt. Unabhängig vom Kulturbund bilden sich Betriebsfilmstudios (1951: Leuna, Zeiss Jena; 1952: Bitterfeld) sowie Pionier- und Jugendfilmstudios (1951: Pirna; 1952: Grevesmühlen)
(Kleine Enzyklopädie - Film, Leipzig, 1966, S. 745, Prisma - Kino - u. Fernseh-Almanach 1, Berlin, 1970, S. 175-181; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen , Filmmuseum Potsdam,2. Überarbeitete Fassung 2013, S. 206f)

19. Dezember

Beim Staatlichen Komitee für Filmwesen werden Filmabnahmekommissionen gebildet. Die Kommissionen bestehen aus Mitarbeitern der Abteilung Filmabnahme und -kontrolle des Komitees für Filmwesen, einem Vertreter des VEB DEFA-Synchronstudios sowie je einem Vertreter des Ministeriums für Nationale Verteidigung, des Ministeriums für Volksbildung, des Deutschen Fernsehfunks, des DEFA-Außenhandels, des Progress Film-Vertriebs und des Zentralrates der FDJ.
(Verordnung vom 19. Dezember 1952 über Lizenz- u. Zulassungspflicht im Filmwesen  (abgerufen am 9. Dezember 2022); Filmkurier, 3/1957, S. 3-7, 7/1957, S. 1; Deutsche Filmkunst, 1/1956, S. 1-4)

21. Dezember

Die große Konkurrenz für den Kinofilm kommt näher: Das offizielle Versuchsprogramm des Fernsehzentrums Berlin wird gestartet.
(Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 72)

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