Filmstill zu "Mein lieber Robinson"

DEFA-Chronik für das Jahr 1973

 

Januar 1973

Die Ingenieure der Abteilung „Neue Technik“ der DEFA unter Leitung Dr. Ristows entwickeln eine Einrichtung zur schleifenlosen Synchronisation, genannt „SCHLOSY“. Von Anfang an werden die Tontechniker der Endfertigung mit ihren Anforderungen mit einbezogen. Wegen der permanenten Devisenknappheit in der DDR dürfen kaum Spezialteile aus dem „NSW“ (Nicht-sozialistisches Währungsgebiet) eingesetzt werden. Die Hybrid-Schaltkreistechnik gilt im Weltmaßstab schon als „steinzeitlich“, in den Baugruppen der SCHLOSY-Anlagen erfüllen sie aber noch lange Zeit ihren Zweck.
(Ulrich Illing: Die Leute hinter den Kulissen - 70 Jahre DEFA-Technik. Hinweis: in wesentlichen Teilen publiziert von Ulrich Illing als „Wir machen hier alles!“ Erinnerungen an die Generation der DEFA-Techniker. In: apropos: Film 2000. Das Jahrbuch der DEFA-Stiftung. Berlin 2001, S. 200-217 

Februar 1973

1. Februar

Hans-Joachim Hoffmann, bisher Leiter der Abteilung Kultur im ZK der SED, wird zum Minister für Kultur der DDR berufen. Er löst Klaus Gysi ab, der – nach dem 11. Plenum eingesetzt – zum Botschafter in Italien berufen wird. Stellvertreter des Ministers und Leiter der HV Film wird Klaus Höpcke. Beide üben diese Ämter bis zum Ende der DDR 1989 aus.
(ND, 1. Februar 1973, S. 2; Berliner Zeitung, 1. Februar 1973, S. 2; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen , Filmmuseum Potsdam, 2. überarbeitete Fassung 2013, S. 66-68)

März 1973

Zum ersten Mal wird eine DDR-Filmwoche im dänischen Kopenhagen ausgerichtet. Veranstalter sind das Dänische Filminstitut und der DEFA-Außenhandel. Es laufen die Produktionen DIE BESTEN JAHRE (R: Günther Rücker, 1965), ICH WAR NEUNZEHN (R: Konrad Wolf, 1967), ABSCHIED (R: Egon Günther, 1968), GOYA (R: Konrad Wolf, 1971), TROTZ ALLEDEM! (R: Günter Reisch, 1971), DER DRITTE (R: Egon Günther, 1971) und TECUMSEH (R: Hans Kratzert, 1972).

Außerdem finden im Jahr 1973 weitere Filmwochen der DEFA im nichtsozialistischen Ausland bzw. von nichtsozialistischen Staaten in der DDR statt:

  • im April: Brecht-Filmtage in der Pariser Arbeitervorstadt Ivry. Veranstalter ist das Staatliche Filmarchiv der DDR.
  • im November: DDR-Filmwoche in Helsinki (Finnland). Gezeigt wird u.a. REIFE KIRSCHEN (R: Horst Seemann, 1972).
  • im November: Tage des indischen Films in der DDR. Eröffnung in Berlin mit dem Film Bhuvan Shome (R: Mrinal Sen, 1969).

(Filmspiegel, 8/1973, S. 2; Filmspiegel, 10/1973, S. 3; Filmspiegel, 25/1973, S. 2; Filmspiegel, 25/1973, S. 3)

März

Auf dem seit 1970 existierenden Internationalen Kurzfilmfestival in Tampere/Finnland ist die Dokumentarfilmerin Gitta Nickel in diesem Jahr Vorsitzende der Jury. Das Festival zeigt Dokumentarfilme, Experimental-, Trick- und Kinderkurzfilme.
(Filmspiegel, 7/1973, S. 8; Jury-Übersicht des Tampere Filmfestivals , Abruf: 7. Juni 2024)

29. März

Premiere des DEFA-Spielfilms DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA (R: Heiner Carow), der in der DDR schnell zum Kultfilm avanciert. 

Die komödiantische und latent tragische Geschichte um das ungleiche Liebespaar – sie aus einfachen Verhältnissen, offen und unbedingt, er Karrierist und spießbürgerlich – begeistert das Publikum. Mehr als 1,8 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer zieht der Film im ersten Jahr ins Kino.

Bis heute sind die für den Film komponierten Lieder „Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt“ und „Geh zu ihr“, von den damals noch unbekannten Puhdys gespielt, Kult. Die Songs wurden von Peter Gotthardt komponiert, die Liedtexte (wie auch das Drehbuch) schrieb Ulrich Plenzdorf.

1973 ist den Kulturverantwortlichen so viel Zustimmung suspekt. Der Film selbst entgeht knapp einem Verbot, da das Milieu von Paul, einem Staatsfunktionär, als spießig dargestellt ist. Aus den bereits ausgelieferten Kopien musste eine Szene herausgeschnitten werden, in der Paula ihrem Paul die Kampfgruppenmütze vom Kopf schnipst. Carow berichtet, dass Honecker persönlich den Film freigegeben hat.
(Filmbibliografischer Jahresbericht 1972, Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 20; ND, 31. März 1973, S. 4; Neue Zeiz, 10. April 1973, S. 4; Filmspiegel, 24/1972, S. 6-7, 8/1973, S. 10; Treffpunkt Kino 1972, S. 8; Klaus Wischnewski: Träumer und gewöhnliche Leute 1966 bis 1979. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 213, 248; Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 178; Spur der Filme (Hrsg. Ingrid Poss, Peter Warnecke). Ch. Links Verlag Berlin, 2. Auflage 2006; S. 252f; Ralf Schenk: DEFA 1946-1992. 100 Jahre Studio Babelsberg. Filmmuseum Potsdam 2012, S. 141)

30. März

EWA – EIN MÄDCHEN AUS WITUNIA (R: Harry Hornig und Günter Jordan), einer der ersten Dokumentarfilme über das deutsche-polnische Verhältnis, kommt in die Kinos. Der als Porträt konzipierte Film erzählt von Ewas Reise aus ihrem kleinen polnischen Dorf Witunia nach Berlin, um als Transformatorenwicklerin im Kabelwerk Oberspree zu arbeiten. Der Film will aus den Begegnungen der polnischen und der deutschen Frauen (gemeinsamer Fasching, Reise der deutschen Frauen nach Polen) eine lockere Reportage formen – es ist aber zu spüren, wie kompliziert und mit wie vielen Vorurteilen die Zusammenarbeit von Deutschen und Polen ist.
(Filmbibliografischer Jahresbericht 1972, Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 43; Eduard Schreiber: Zeit der verpassten Möglichkeiten. In: Schwarzweiß und Farbe, DEFA-Dokumentarfilme 1946-92. Filmmuseum Potsdam 1996, S. 143)

April 1973

11. April

Der neue Rektor der Hochschule für Film und Fernsehen der DDR, Peter Ulbrich, wird in sein Amt eingeführt. Er übt die Tätigkeit bis 1980 aus.
(Film und Fernsehen, 2/1973, S. 46; FWB, 1973, S. 302-311; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen, Filmmuseum Potsdam, 2. überarbeitete Fassung 2013, S. 275)

12.-17. April

Ausstellung über Leben und Werk des sowjetisch-ukrainischen Filmschöpfers Oleksandr Dowschenko im Zentralen Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft in Berlin. Veranstalter sind der Verband der Filmschaffenden der UdSSR, das Dowshenko-Museum Kiew und das Staatliche Filmarchiv der DDR.
(Filmspiegel, 8/1973, S. 2, Film und Fernsehen, 1/1973, S. 29)

Mai 1973

4. Mai

Anton Ackermann (1905–1973) nimmt sich aufgrund einer unheilbaren Krankheit das Leben. In den Anfangsjahren der DEFA ist Ackermann der für Kultur zuständige Sekretär des ZK der KPD (später Zentralsekretariats der SED) und damit direkter Ansprechpartner für die DEFA. Als Mitglied des Sekretariats des ZK veröffentlicht er im Februar 1946 den berühmten Aufsatz „Gibt es einen besonderen deutschen Weg zum Sozialismus?“, den er im September 1948 auf Druck widerruft. Im September 1953 wird er als stellvertretender Minister für Kultur wegen Unterstützung der „fraktionellen Tätigkeit“ von Rudolf Herrnstadt und Wilhelm Zaisser von allen Funktionen enthoben, 1954 aus dem ZK ausgeschlossen und gerügt. 1956 wird er rehabilitiert. In den Jahren 1954 bis 1958 ist Ackermann als Leiter der HV Film im Ministerium für Kultur wieder eng mit der DEFA verbunden.
(ND, 5. Mai 1973, S. 2; ND, 8. Mai 1973, S. 2; Filmspiegel 8/1966, S. 8f; Filmspiegel, 11/1973, S. 3; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen, Filmmuseum Potsdam, 2. überarbeitete Fassung 2013, S. 35; Kurzbiografie der Bundesstiftung Aufarbeitung , Abruf: 12. April 2024)

4. Mai

Im Alter von 49 Jahren stirbt nach schwerer Krankheit Hans Wrede, Direktor des DEFA-Kopierwerkes und ehemaliger Direktor des DEFA-Studios für Kurzfilme. Ab 1962 ist er Generalsekretär der Nationalen Vereinigung für den wissenschaftlichen Film AICS.
(ND, 10. Mai 1973, S. 8; Filmspiegel, 11/1973, S. 3)

10. Mai

Premiere der DEFA-Literaturverfilmung AUS DEM LEBEN EINES TAUGENICHTS (R: Celino Bleiweiß) nach der gleichnamigen Novelle von Joseph von Eichendorff, einem Vertreter der deutschen Romantik. 

Die Hauptrolle als quirliger Aussteiger spielt der US-amerikanische Protestsänger Dean Reed, der ein Jahr vorher die DDR als seinen Wohnort wählte. Neben ihm spielt das erste Mal seit dem Mauerbau mit Hannelore Elsner wieder eine Darstellerin aus der Bundesrepublik. Dies wird ermöglicht durch die Unterstützung des Westberliner Filmproduzenten Manfred Durniok, der in der Folgezeit der DEFA wiederkehrend mit Devisen aushilft und dafür Auswertungsrechte für Filme erhält.
(Filmbibliografischer Jahresbericht 1973, Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 14; Filmspiegel, 5/1973, S. 5-6, 12/1973, S. 10; Klaus Wischnewski: Träumer und gewöhnliche Leute 1966 bis 1979. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 232; Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 179)

28.-29. Mai

Die 9. Tagung des ZK der SED findet statt. Kurt Hager grenzt sich von Träumen „rechter SPD-Führer“ über einen „demokratischen Sozialismus“ ab. Auch die Filme aus nichtsozialistischen Ländern, die in der DDR gezeigt werden, werden als pessimistisch und individualistisch kritisiert. Sie würden Menschen mit verkümmerten menschlichen Beziehungen zeigen, seien moralisch verkommen, gewalttätig oder voll Existenzangst. Die Selbstverwirklichung des Menschen geschehe nicht allein und individuell, sondern im Zusammenspiel mit der Gesellschaft – das solle Gegenstand der Filmkunst sein. Von den Künstlern in der DDR werden Volker Braun, Ulrich Plenzdorf und andere stark kritisiert. Projekte werden abgebrochen, darunter Klaus Poches Drehbuch „Die zweite Haut“, die Bestandsaufnahme einer Ehe, das erst 1981 von Klaus Poche und Frank Beyer im WDR realisiert werden wird und „Buridans Esel“, eine Verfilmung von Günter de Bruyns gleichnamigen Roman.
(DEFA-Blende, 13/1973; Filmspiegel, 14/1973, S. 8-9; Sonntag, Berlin, 23/1973, S. 3, 4, 24/1973, S. 7; ND, 30. Mai 1973, S. 7; Klaus Wischnewski: Träumer und gewöhnliche Leute 1966 bis 1979, In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 244, 248f)

30. Mai

Die Heinrich-Greif-Preise des Jahres 1973 werden vergeben.

  • I. Klasse: An das Filmkollektiv LEICHENSACHE ZERNIK (1972) für die beispielhafte künstlerische Vermittlung historischer Wahrheit im Genre des Kriminalfilms. Ausgezeichnet werden Regisseur Helmut Nitschke, Kameramann Claus Neumann, Szenenbildner Georg Kranz und Dramaturg Joachim Plötner.
  • II. Klasse: An das Schöpferkollektiv DER MANN, DER NACH DER OMA KAM (1971) für den wichtigen Erfolg bei der Entwicklung des heiteren Genres in der sozialistischen Filmproduktion. Prämiert werden Regisseur Roland Oehme, Dramaturg Maurycy Janowski sowie die Autoren Renate Holland-Moritz und Lothar Kusche.
  • II. Klasse: An den Regisseur Kurt Jung-Alsen für seine Verdienste um den massenwirksam unterhaltsamen Film für Kino und Fernsehen in den vergangenen 20 Jahren mit Werken wie BETROGEN BIS ZUM JÜNGSTEN TAG (1957), Der Schwur des Soldaten Pooley (1961), Lucie und der Angler von Paris (1963) und Die Bilder des Zeugen Schattmann (1972).

(Filmspiegel, 13/1973, S. 3, 14/1973, S. 9; ND, 1. Juni 1973, S. 4; Berliner Zeitung, 1. Juni 1973, S. 2)

Juni 1973

1. Juni

Ohne offizielle Premiere startet der DEFA-Spielfilm DAS ZWEITE LEBEN DES FRIEDRICH WILHELM GEORG PLATOW (R: Siegfried Kühn). Der episodische Film betritt formal und inhaltlich Neuland. Ein 60-jähriger, skuriler Schrankenwärter (gespielt von Fritz Marquardt) will nicht zum alten Eisen gehören. Ein menschliches Werk, eine dialektische Satire, eine Tragikomödie.

Autor des Films ist Helmut Baierl, langjähriger Autor und Dramaturg am Berliner Ensemble. Den Entscheidungsträgern ist der Film im Zuge der staatlichen Abnahme suspekt: Sie finden, dass die Arbeiterklasse mit diesem Film beleidigt und die Wirklichkeit verzerrt wird. Durch Druck auf den Autor kann die HV Film erreichen, dass dieser selbst „einsieht“, dass der Film nicht seinem Anliegen gerecht wird und er den Film nicht aufgeführt sehen will. PLATOW wird abseits der großen Premierenkinos lediglich im Studiokino „Camera“ des Staatlichen Filmarchivs der DDR uraufgeführt und startet mit nur drei Kopien in Filmkunstkinos. Er erhält ein Exportverbot. Werbung und Rezensionen sind untersagt.
(Filmbibliografischer Jahresbericht 1973, Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 25; Filmspiegel, 9/1972, S. 18, 20/1972, S. 4-7, 11/1973, S. 16; Kino DDR, 9/1987, S. 40-42; Klaus Wischnewski: Träumer und gewöhnliche Leute 1966 bis 1979. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 251; Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 179; Siegfried Kühn in: Spur der Filme. Hrsg. Ingrid Poss, Peter Warnecke. Ch. Links Verlag Berlin 2. Auflage 2006; S. 287ff)

10. Juni

Wolfgang Klaue, Direktor des Staatlichen Filmarchivs und ab 1969 Nachfolger von Herbert Volkmann als stellvertretender Schatzmeister im Executive-Committee der FIAF (Fédération Internationale des Archives du Film/Internationale Vereinigung der Filmarchive) wird auf der 29. FIAF-Generalversammlung in Moskau zum Vize-Präsidenten des Executive-Committees der FIAF berufen. Er nimmt diese Funktion bis 1978 wahr.
(FIAF: Past FIAF Executive Committees , Abruf: 22. Februar 2024)

28. Juni

Premiere des DEFA-Musicals NICHT SCHUMMELN, LIEBLING! (R: Joachim Hasler). Das leichte, musikalisch-choreographische Lustspiel ist nach APACHEN (R: Gottfried Kolditz, 1972) und Die Legende von Paul und Paula (R: Heiner Carow, 1972) einer der kommerziell erfolgreichsten DEFA-Filme des Jahres 1973. An den Erfolg von HEISSER SOMMER (R: Joachim Hasler, 1967) konnte der Film – erneut mit Chris Doerk und Frank Schöbel in den Hauptrollen besetzt – jedoch nicht anknüpfen.
(Filmspiegel, 16/1973, S. 8; Filmbibliografischer Jahresbericht 1972, Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 23; Klaus Wischnewski: Träumer und gewöhnliche Leute 1966 bis 1979. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 248)

Juli 1973

17. Juli

Einer der Gründungsväter der DEFA, der Szenenbildner und Filmarchitekt Willy Schiller (1899–1973) stirbt im Alter von 74 Jahren. Schiller arbeitet ab 1920 beim Film und ist an diversen Filmproduktionen, zunächst als Dekorationsmaler, später als Ausstatter beteiligt. Gemeinsam mit dem ebenfalls kommunistischen Filmarchitekten Carl Haacker entstanden in der NS-Zeit mehrere Dekorationen für Filme unter der Regie Werner Hochbaums. (Hochbaum sollte ein Regisseur der DEFA werden, er starb jedoch 1946): Insgesamt ist Schiller bis 1945 an knapp 70 Filmproduktionen beteiligt. Er wurde 1945 Mitglied des Filmaktivs, verantwortlich für Technik, im Mai 1946 Mitbegründer der DEFA und später Chef-Filmszenenbildner im DEFA-Studio für Spielfilme. Bis zu seinem Renteneintritt 1965 zeichnet er bei der DEFA für die Ausstattung von 24 Filmproduktionen verantwortlich, u.a. für DER RAT DER GÖTTER (R: Kurt Maetzig, 1950), ERNST THÄLMANN – SOHN SEINER KLASSE (R: Kurt Maetzig, 1954), ALARM IM ZIRKUS (R: Gerhard Klein, 1954) und SIE NANNTEN IHN AMIGO (R: Heiner Carow, 1958). 1974 würdigen das Staatliche Filmarchiv der DDR und das Zentralhaus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft sein Lebenswerk mit der Ausstellung „Fünf Jahrzehnte für den progressiven Film“ in Berlin.
(Aus Theorie und Praxis des Films, Bilddokumentation, Berlin, 1989; Film A-Z: Taschenbuch der Künste, Berlin, 1984, S. 276; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen, Filmmuseum Potsdam, 2. überarbeitete Fassung 2013, S. 119f, 270, 464; Filmspiegel, 4/1966, S. 22f, 11/1974, S. 2, 21/1974, S. 14; Film und Fernsehen, 3/1975, S. 46)

28. Juli-5. August

In Berlin finden die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin unter der Losung „Für antiimperialistische Solidarität, Frieden und Freundschaft“ statt. Im Rahmen der Veranstaltung „Festival des jungen Films“ werden Filme aus über 40 Ländern im Berliner Filmtheater „Babylon“ gezeigt. Es entstehen die DEFA-Dokumentarfilme WIR WAREN IN BERLIN (R: Joachim Hadaschik [Gesamtleitung]) und WER DIE ERDE LIEBT (R: Joachim Hellwig).
(Filmspiegel, 15/1973, S. 4-7; DEFA-Blende, 2/1973; Berliner Zeitung, 26. Oktober 1973, S. 6)

September 1973

1. September

Das erste Heft der monatlich erscheinenden Zeitschrift „Film und Fernsehen“ wird vomVerband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR herausgegeben. Chefredakteur ist Günter Netzeband. Nach dem Beitritt der DDR zur BRD wird die Zeitschrift zunächst von Rolf und Erika Richter, nach Rolf Richters Tod 1992 allein von Erika Richter redigiert und verantwortet. 1999 erscheint die letzte Ausgabe.
(Film und Fernsehen, 1/1973, S. 2-4; Informationsbulletin des VFF, Sonderheft, 1982, Rechenschaftsbericht des Vorstandes des VFF an den IV. Kongress, S. 69-80; Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 181)

1. September

Der langjährige Direktor der Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwochen Wolfgang Harkenthal wird zum Direktor des VEB Progress Film-Vertriebs berufen (1973–86).
(Film und Fernsehen, 11/1979, S. 3-7; Filmspiegel, 20/1973, S. 3; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen, Filmmuseum Potsdam, 2. überarbeitete Fassung 2013, S. 217, 438)

12.–15. September

Konsultativtreffen der Leitungen der Film- und Fernsehverbände Bulgarien, ČSSR, DDR, Polen, Rumänien, UdSSR und Ungarn in Dresden. Die vorgestellten Filme werden diskutiert. Von den Vertretern des sowjetischen Filmverbandes wird hervorgehoben, dass die DDR-Filmproduktion „erfreulicherweise einen großen Zuwachs künstlerischer Handschriften und Reichtum gezeichneter Charaktere sowie bemerkenswerte Entdeckungen beim Annähern an den Hauptgegenstand, den neuen Menschen unserer neuen Gesellschaft“, verzeichnen kann. Neben regelmäßigen Konsultationen der Verbände werden auch gemeinsame Filmproduktionen vereinbart.
(Mitteilungen des VFF 1973, S. 40-43; ND, 7. April 1974, S. 4)

18. September

Am 18. September 1973 werden die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik als 133. und 134. Staat in die Vereinten Nationen (UNO) aufgenommen. Der Wettstreit zwischen Weltoffenheit und zwanghaft gesteigertem Sicherheitsbedürfnis der DDR-Führung bringt allerdings widerspruchsvolle Entscheidungen hervor. Im Bereich der Medien, Künste und Wissenschaften wirken spürbar zwei widersprüchliche Konzepte.
(Klaus Wischnewski: Träumer und gewöhnliche Leute 1966 bis 1979. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 244; Bundeszentrale für politische Bildung: Vor 45 Jahren: Aufnahme der beiden deutschen Staaten in die UNO , Abruf: 16. Januar 2024)

21.–28. September

Zum ersten Mal finden Tage des sozialistischen Films in der DDR statt. Die Veranstaltung wird im Bezirk Magdeburg ausgerichtet. Ziel ist es Bevölkerungsschichten, die der Kunst ferner stehen, an diese heranzuführen. Die Filmwochen, die ab 1973 jährlich die Schöpfer und ihr Publikum zusammenbringen sollen, präsentieren aktuelle und Klassiker der Filmkunst der sozialistischen Länder. 1973 werden zehn Filme aus acht Ländern gezeigt. Veranstalter sind das Ministerium für Kultur, der Bundesvorstand des FDGB, und der Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR.
(Film und Fernsehen, 4/1973, S. 2-6; Filmspiegel, 19/1973, S. 3, 10-11, 19/1973, S. 10-11, 21/1973, S. 2, 22/1973, S. 19; DEFA-Blende, 20/1973; Mitteilungsblatt des VFF 1973, S. 13-16)

Oktober 1973

Beim Ministerium für Kultur wird mit dem „Komitee für Filmkunst“ erneut ein beratendes Gremium gebildet. Es soll das Ministerium in Grundfragen der Entwicklung des Film- und Lichtspielwesens beraten. Vorsitzender wird Günter Klein (Stellvertreter des Ministers für Kultur und Leiter der Hauptverwaltung Film). Weitere Mitglieder sind u.a. Andrew Thorndike (Präsident des VFF) und Konrad Wolf (Präsident der Akademie der Künste).Das Komitee besteht bis 1976.
(Filmspiegel, 24/1973, S. 3; Film und Fernsehen, 1/1974, S. 3; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen, Filmmuseum Potsdam, 2. überarbeitete Fassung 2013, S. 82)

November 1973

24. November–1. Dezember

Die XVI. Internationale Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche für Kino und Fernsehen findet statt. Nachdem ab 1960 der Club der Filmschaffenden der DDR und der VEB Progress Film-Vertrieb Träger des Leipziger Dokumentarfilmfestivals sind, wird mit Angleichung an internationale Gepflogenheiten ab 1973 die Verantwortung einem nichtstaatlichen Akteur übertragen, dem „Komitee Internationale Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche für Kino und Fernsehen“.
(Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen, Filmmuseum Potsdam, 2. überarbeitete Fassung 2013, S. 435ff)

Dezember 1973

Iris Gusner dreht DIE TAUBE AUF DEM DACH. Nach Bärbl Bergmann und Ingrid Reschke ist sie die dritte Frau im DEFA-Spielfilmstudio auf dem Regiestuhl. Die herb-poetische Geschichte einer nicht nur im Beruf, sondern auch im Privatleben nach Erfüllung suchenden jungen Bauingenieurin und eines älteren Meisters, der von einer „Großbaustelle des Sozialismus“ zur nächsten zieht und doch nicht glücklich ist, wird nicht zur Aufführung freigegeben. In der Abnahme des Rohschnitts wird klar, dass der Film ideologisch nicht gewünscht ist. Es fallen Aussagen wie „…der Arbeiterklasse ins Gesicht gespuckt!“ Anders als bei anderen Verbotsfilmen wird das Material nicht an das Staatliche Filmarchiv der DDR übergeben. Stattdessen wird es als „Experiment einer Regie-Debütantin“ im Studio vernichtet – mit Ausnahme einer farbigen Arbeitskopie, die der Kameramann des Films, Roland Gräf, 1990 findet. Seine Premiere erlebt der Film deshalb in der Wendezeit, am 7. Oktober 1990.
(Filmbibliografischer Jahresbericht 1990, Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 113; Filmspiegel, 1/1973, S. 9; Klaus Wischnewski: Träumer und gewöhnliche Leute 1966 bis 1979 In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 260; Iris Gusner in: Spur der Filme (Hrsg. Ingrid Poss, Peter Warnecke). Ch. Links Verlag Berlin 2. Auflage 2006; S. 290ff)

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