Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Hans Klering

Autor, Regisseur, Schauspieler

* 8. November 1906 in Berlin; † 30. Oktober 1988 in Berlin

Biografie

Filmstill zu "Wer seine Frau lieb hat ..."

Hans Klering

in WER SEINE FRAU LIEB HAT ... (R: Kurt Jung-Alsen, 1954) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Hans Klering hat die DEFA mit aus der Taufe gehoben. Von 1946 bis 1950 leitet er die Geschicke der ostdeutschen Filmproduktionsfirma. Das DEFA-Logo, zu sehen im Vor- und Abspann von mehr als 700 Spielfilmen im In- und Ausland, hat er grafisch gestaltet. Nachdem er aus der Direktion der DEFA ausscheidet, wirkt er in fast 100 Filmen als Schauspieler mit, nie in ganz großen Hauptrollen, aber immer verdeutlicht er in seinen Nebenfiguren etwas charakteristisches, drückt ihnen seinen prägenden Stempel auf.

Hans Klering wird am 8. November 1906 in Berlin geboren. Sein Vater ist Transportarbeiter, seine Mutter arbeitet als Näherin. Der Vater stirbt im Ersten Weltkrieg. Erfolgreich schließt er einen Fernkurs in Zeichnen ab. Nach seiner Schulausbildung beginnt er eine Lehre als Handelsgehilfe in einem Futtermittelgeschäft in der Berliner Ackerstraße. Mit 17 Jahren wird er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes, 18-jährig tritt er der Kommunistischen Partei Deutschlands bei.

Seit 1925 spielt Hans Klering Theater in Agitprop-Gruppen der Internationalen Arbeiterhilfe und der Kommunistischen Partei. Mit der Gruppe „Rote Raketen“ unterstützt er den Wahlkampf von Ernst Thälmann. Er lernt den Schauspieler und Regisseur  Gustav von Wangenheim kennen, zeichnet für ihn das Plakat zu dessen Inszenierung „Die Matrosen von Cattero“. In Köln arbeitet er als Plakatmaler. Hier tritt er auch der Agitprop-Gruppe „Blaue Blusen“ bei, die vom Oberspielleiter des Schauspielhauses Hans Rodenberg geleitet wird. Zurück in Berlin wird er Mitglied der Gruppe „Kolonne links“, gibt Gastspiele mit der Wanderbühne im Rheinland, tourt durch Norddeutschland, 1931 in die Sowjetunion. Er bleibt, auch weil für die Theatergruppe durch die Notverordnungen Aufführungsverbot in Deutschland besteht, nach dem Gastspiel bei befreundeten sowjetischen Matrosen. Auf der Schiffsfahrt nach Wladiwostock arbeitet er als Heizer, Leichtmatrose und gestaltet die Bordzeitung. Angekommen treten sie mit einem neuen Programm auf und werden nach Moskau geschickt, treten in Betrieben und bei der Roten Armee auf.

Filmstill zu "Die letzte Heuer"

Peter Lehmbrock, Hans Klering und Hans Rose in DIE LETZTE HEUER (R: E.W. Fiedler, 1951) Fotograf: Eduard Neufeld

Filmstill zu "Carola Lamberti - Eine vom Zirkus"

Hans Klering und Ursula Kempert in CAROLA LAMBERTI - EINE VOM ZIRKUS (R: Hans Müller, 1954) Fotograf: Heinz Wenzel

Hans Klering beginnt ein Studium am Moskauer Institut für grafische Kunst. Hier lässt er sich bei dem bekannten Grafiker und Illustrator Wladimir Faworski ausbilden. Er ist an der Gestaltung der sowjetischen Präsentationen auf den Weltausstellungen in Paris (1937) und New York (1939) beteiligt. Zudem arbeitet er unter der Regie der in die Sowjetunion emigrierten Künstler Erwin Piscator und Gustav von Wangenheim an deutschsprachigen Theatern. Erste Filmrollen bringen ihn mit dem Medium in Kontakt. In Boris Barnets Film OKRAINA (1933) schlüpft er in die Rolle eines deutschen Soldaten, der während des Ersten Weltkriegs in Gefangenschaft gerät und dann in der Sowjetunion bleibt. In dem von deutschen Emigranten produzierten Werk DER KÄMPFER (1936) unter der Regie von Gustav von Wangenheim spielt er an der Seite von Alexander Granach, Lotte Loebinger und Ernst Busch. Der Regisseur Alexander Dowshenko engagiert ihn als deutschen Soldaten für seinen Film STSCHORS (1939). Einer seiner letzten Filme in der Sowjetunion wird DER REGENBOGEN (1944) von Mark Donskoi, ein Porträt eines ukrainischen Dorfes unter deutscher Fremdherrschaft. Hier verkörpert er einen nazistischen Besatzungsoffizier, der auch vor der Erschießung eines Babys nicht zurückschreckt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrt Hans Klering am 3. Oktober 1945 nach Deutschland zurück. Sein Kontakt zu Wilhelm Pieck ermöglicht ihm, beim Film zu arbeiten. Mitte Oktober 1945 meldet er sich in der Zentralverwaltung. Auf Beschluss des Zentralvorstandes der KPD wird er zum ersten Filmreferenten in der Abteilung Literatur und Kunst der Zentralverwaltung für Volksbildung ernannt. Er nimmt Kontakt zu Autoren, Schauspielern, Kameramännern sowie technischem Personal auf, um den Filmbetrieb wieder anzukurbeln. Aus dieser Gruppe von engagierten Künstlern entsteht das legendäre „Film-Aktiv“, das die organisatorischen Vorbereitungen trifft, um den Aufbau einer neuen Filmproduktion in der sowjetischen Besatzungszone voranzutreiben. Hans Klering übernimmt die Aufgabe des Verbindungsmannes zu den sowjetischen Dienststellen, kümmert sich außerdem um die Synchronisation der russischen Filme in Berlin-Johannisthal. Eine der ersten sichtbaren Ergebnisse des „Film-Aktivs“ ist die Zusammenkunft von Filmemachern, Schriftstellern und Kulturfunktionären am 22. November 1945 im Hotel „Adlon“. Teilnehmer sind unter anderem Hans Fallada, Günther Weisenborn, Friedrich Wolf, Gerhard Lamprecht,  Wolfgang Staudte,  Hans Deppe, Werner Hochbaum, Herbert Maisch,  Peter Pewas, Boleslaw Barlog und die Mitglieder des Filmaktivs. Anschließend erarbeitet das Filmaktiv einen Aufbauplan für den Film in der sowjetischen Besatzungszone, der im Dezember 1945 von der sowjetischen Zentralverwaltung bestätigt wird. Es folgt die die Eintragung als Gesellschaft des öffentlichen Rechts (Januar 1946), die Gründung einer Pressestelle (2. Januar 1946), der Drehbeginn der ersten deutschen Nachkriegswochenschau (15. Januar 1946) sowie die Planung für Spielfilmproduktionen (6. Februar 1946).

Sergej Tulpanow, Hans Klering, Alfred Lindemann, Willy Schiller, Karl Hans Bergmann und Kurt Maetzig (v.l.n.r.) bei der Übergabe der Lizenzurkunde auf der Gründungsfeier der DEFA, Foto: DEFA-Stiftung

Hans Klering und Kurt Maetzig bei der Übergabe des Bambis an Kurt Maetzig für seinen Film EHE IM SCHATTEN (1949), Foto: DEFA-Stiftung

Am 17. Mai 1946 wird die Deutsche Filmgesellschaft DEFA gegründet; Oberst Tulpanow von der sowjetischen Militärverwaltung übergibt die Lizenzurkunde. Nach der Gründung der DEFA gehört Hans Klering neben dem Kaufmann und Beleuchter Alfred Lindemann, dem Filmarchitekten Willy Schiller, dem Theaterwissenschaftler Karl Hans Bergmann, dem Regisseur und Film-Techniker  Kurt Maetzig zu den Lizenzträgern. Er wird zunächst zum Prokuristen berufen, später zum Direktor. Die Funktion des Co-Generaldirektors übernimmt er gemeinsam mit dem sowjetischen Filmregisseur Ilja Trauberg. Von 1946 bis 1950 leitet er die Geschicke der DEFA. Hans Klering macht sich auch einen Namen als Grafiker. Das DEFA-Logo wird von ihm grafisch gestaltet. Zwei - links weiß, rechts schwarz - stilisierte Filmbilder, die - im Gegensatz zur normalen Form mit vier Perforationslöchern - nur drei oben und unten aufwiesen, enthielten die Buchstaben DE (schwarz) FA (weiß). Es kennzeichnet bis zur Privatisierung der DEFA national und international das Filmschaffen der DDR. Bei mehr als 800 Kinospielfilmen wird es auf dem Ab- bzw. Vorspann stehen. Hans Klering hält auch nicht mit einer Deutung seines Logos zurück: „Diene ehrlich friedlichem Aufbau“ lautet seine Entsprechung.

Im Juli 1946 wird Hans Klering gemeinsam mit Kurt Maetzig in den Zentralen Kulturausschuss, den das Zentralsekretariat der SED gründet, berufen. Der Ausschuss umfasst alle Bereiche der Kultur und Kunst, beurteilt die Werke der Künstler, auch jeden DEFA-Film. Am 11. November 1947 erfolgt die Umwandlung der GmbH in eine sowjetisch-deutsche Aktiengesellschaft; das Kapital der GmbH wird von dem SED-Parteibetrieb Zentrag erworben. In Verträgen erklären sich die Gesellschafter bereit, ihre Aufgaben als Treuhänder der SED auszuüben. Auch nachdem Hans Klering 1950 aus der Direktion der DEFA ausscheidet, bleibt er in verschiedenen Gremien aktiv. Als Parteisekretär bestimmt er wesentlich die Entwicklung der DEFA mit. 1958 wird er Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Clubs der Filmschaffenden der DDR in der Akademie der Künste.

Filmstill zu "Schlösser und Katen"

Hans Klering und Hans W. Hamacher in SCHLÖSSER UND KATEN TEIL II (R: Kurt Maetzig, 1956) Fotograf: Eduard Neufeld

Filmstill zu "Die Hexen von Salem"

Hans Klering in DIE HEXEN VON SALEM (R: Raymond Rouleau, 1957) Fotograf: Roger Corbeau

Erst 1948 übernimmt Hans Klering wieder Schauspielaufgaben, tritt in zahlreichen DEFA-Filmen auf. Bis zu seinem Tod ist er Ensemblemitglied der DEFA. Eine seiner ersten Rollen spielt er in STRASSENBEKANNTSCHAFT (1948) von Peter Pewas. Hier gibt er den Zuhälter Peter. In GRUBE MORGENROT (1948) von  Erich Freund und  Wolfgang Schleif spielt er den Bergmann Henschel. Ab 1950 erhält er selten Hauptrollen, aber seine Nebenrollen mit kurzen Auftritten, die einen Charakter verdeutlichen, prägen sich ein. In DIE LETZTE HEUER (1951) unter der Regie von Ernst W. Fiedler übernimmt Hans Klering seine erste Hauptrolle. Er spielt Heini Holler, einen lungenkranken Schiffsheizer, Mitglied der Internationalen Seemanns- und Hafenarbeitergewerkschaft, der nach seiner Abmusterung in den Blickpunkt der Gestapo rückt. Die Dreharbeiten sind von Problemen überschattet. Der Regisseur  Hans Heinrich wird nach kurzer Drehzeit an der Ostsee unter dem Vorwurf der Spionagetätigkeit verhaftet. Zwar klärt sich das Missverständnis auf, aber Hans Heinrich legt seine Arbeit nieder. Er vermutet später, dass Hans Klering, dem Kontakte zum sowjetischen Geheimdienst nachgesagt werden, an der Intrige beteiligt ist, um die Hauptrolle für den Film zu erhalten. Hans Heinrich hatte den Darsteller  Raimund Schelcher als Seemann vorgesehen. Ernst W. Fiedler inszeniert den Film zu Ende.

Oft erhält der Darsteller größere Nebenrollen. Hans Klering gibt den Waldmüller, dessen Mühle von einem habgierigen Burgvogt und Dorfschulzen abgebrannt wird, in dem Märchenfilm DER TEUFEL VOM MÜHLENBERG (1954) unter der Regie von  Herbert Ballmann. In dem Zweiteiler SCHLÖSSER UND KATEN (1956) von Kurt Maetzig ist er als Bräunig zu sehen, spielt Hans Eulenspiegel in dem Kinderfilm BÄRENBURGER SCHNURRE (1956). Als wankelmütiger Bürgermeister Field überzeugt er in der deutsch-französischen Koproduktion DIE HEXEN VON SALEM (1957) unter der Regie von Raymond Rouleau. Unvermeidlich, dass der überzeugte Kommunist auch in einem der wichtigsten Propagandafilme der Zeit mitspielt: in ERNST THÄLMANN - SOHN SEINER KLASSE (1954) von Kurt Maetzig. Bis in die 1980er-Jahre hinein ist der Darsteller bei der DEFA und beim Fernsehen der DDR beschäftigt und wirkt in fast 100 Filmen mit.

Eine erste Ehe führt der Schauspieler in der Sowjetunion. Sein Sohn Pawel (geb. 1943) wird Biophysiker. In zweiter Ehe ist Hans Klering mit der Schauspielerin Else Korén verheiratet. Gemeinsam haben sie zwei Töchter, die ebenfalls als Schauspielerinnen tätig sind: Helga Korén und Juliane Korén. Hans Klering stirbt am 30. Oktober 1988 in Berlin.

Zusammengestellt von Ines Walk. (Stand: Mai 2006)

Trailer zu REVUE UM MITTERNACHT (R: Gottfried Kolditz, 1962)

Auszeichnungen

  • o. A: Karl Marx-Orden
  • o. A: Ernst Thälmann-Medaille des Zentralrates der Freien Deutschen Jugend (FDJ)
  • o. A: Ernst Moritz-Arndt-Medaille
  • o. A: Ehrennadel der DSF in Gold
  • o. A: Banner der Arbeit
  • o. A: Vaterländischer Verdienstorden in Silber
  • o. A: Vaterländischer Verdienstorden in Gold

Literatur

  • Hans Klering: ?, in: Neues Deutschland, Berlin, 18.12.1946.
  • Hans Klering: Ukrainische Begegnungen, in: Filmwissenschaftliche Beiträge 04/1980.
  • Hellmuth Pelzer: Hans Klering, Henschel Verlag, Berlin 1961.
  • Ralf Schenk: Hans Klering, in: Vor der Kamera - Fünfzig Schauspieler in Babelsberg, Henschel Verlag 1995.
  • Helga Schwarz-Stötzer: Hans Klering - Gesundheit, Freunde, in: Helga Schwarz-Stötzer: Mit Leib und Seele. Eine Porträtsammlung, Berliner Verlag 1990.
  • Ralf Schenk: DEFA-Pioniere: Aus dem Leben des Schauspielers Hans Klering - Der erste Direktor, in: Filmspiegel 06/1986.
  • Dieter Reimer: Hans Klering, in: Dieter Reimer: DEFA-Stars - Legenden aus Babelsberg, Militzke Verlag, Leipzig 2004.
  • Horst Knietzsch: Kalenderblätter für Guilietta Masina, Hans Klering, Herbert Köfer, in: Kino- und Fernseh-Almanach: Prisma 17.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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